Was versteht man unter einer Depression?
Julia Buholzer: Das Wort «Depression» kommt aus dem lateinischen und heisst so viel wie darniederliegen, Herabgestimmtheit. Es handelt sich dabei um eine gedrückte Stimmung bzw. grosse Niedergeschlagenheit mit Auswirkungen im psychischen, sozialen und körperlichen Bereich.
Wie zeigt sich die Depression im Alter und was sind die Schwierigkeiten bei einer Depression im Alter?
J.B.: Grundsätzlich haben Menschen im Alter dieselben Probleme wie jüngere Menschen; Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Ängste, usw. Oft werden die Symptome aber überlagert durch körperliche Krankheiten oder die Depressionen manifestieren sich in körperliche Beschwerden (z.B. Rücken- oder Kopfschmerzen), welche dann im Vordergrund stehen.
Aus diesem Grund ist die Depression im Alter schwieriger zu erkennen. Häufig werden nur die körperlichen Symptome behandelt und nicht die (Ursache) Depression.
Warum entstehen Depressionen im Alter?
J.B.: Die Auslöser sind grundsätzlich die Gleichen wie bei jüngeren Betroffenen. Das können zum Beispiel ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt und Schicksalsschläge sein. Beim Alter kommen noch Verluste und Einsamkeit hinzu.
Wie viele Leute sind davon in der Schweiz betroffen?
J.B.: Ca. 20% der Bevölkerung erkranken mindestens 1x in ihrem Leben an einer depressiven Episode. Bei älteren Menschen geht man von bis zu 25% aus, welche an einer Depression leiden (die Zahlen gehen da stark auseinander, je nach Quelle).
Wie kann man die mentale Gesundheit im Alter fördern?
J.B.: Es ist wichtig, die Personen sozial zu integrieren, sei dies bei Veranstaltungen in einer Institution oder auch in einem Verein (z.B. Turnen für Senioren). Auch etwas Lernen, zum Beispiel eine neue Sprache, kann helfen fit zu bleiben. Wenn man im Umfeld ältere Personen hat, soll man auf diese zugehen und sie fragen, ob sie an Aktivitäten teilnehmen möchten. Gleichzeitig muss man aber auch akzeptieren, wenn sie nicht immer dabei sein wollen. Nicht jede Person braucht gleich viel Interaktionen mit anderen Menschen, um zufrieden zu sein.
Wie können Angehörige depressive Menschen unterstützen und begleiten?
J.B.: Am wichtigsten ist es, die Betroffenen ernst zu nehmen und für sie da zu sein. Es gibt aber noch viele andere Möglichkeiten, wie z.B. sie zu ermutigen einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen oder psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Weitere Punkte werden im Kurs «Altersdepression erkennen» angeschaut.
Wieso sollten Fachpersonen oder interessierte Privatpersonen den Kurs besuchen?
J.B.: Der Kurs richtet sich an Pflegehelfende SRK und Angehörige. Er hilft zu erkennen, ob jemand an einer Altersdepression leiden könnte. Wenn Depressionen erkannt werden, können sie behandelt werden. Eine gut behandelte Depression steigert massgeblich das Wohlbefinden. Ebenfalls wird angeschaut, wie die Pflegehelfenden und Angehörigen am besten mit Betroffenen umgehen.
Welche Wichtigkeit hat die psychische Gesundheit im Pflege- und Betreuungsbereich?
J.B.: Die psychische Gesundheit ist für die Klienten und Klientinnen sowie für die Bewohnerinnen und Bewohner sehr wichtig. Wer psychisch gesund ist, ist belastbarer und hat viel bessere Ressourcen den zum Teil anspruchsvollen Alltag zu meistern.
